[Samstag] KURZVORTRAG I: Der Deutschunterricht im Mehrsprachigkeitskontext am Beispiel des Verfahrens „2P Potenzial & Perspektive“

Thierry Bidon

 

Der Deutschunterricht im Mehrsprachigkeitskontext am Beispiel des Verfahrens „2P Potenzial & Perspektive“ 2015 kamen fast 400.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak in deutsche Schulen. Das Ziel der Vorbereitungsklassen (VKL) ist innerhalb von zwei Schuljahren so gut Deutsch zu beherrschen, um diese SchülerInnen in den Regelunterricht zu integrieren, damit sie dem Fachunterricht folgen können. Der Schulforscher Hans Anand Pant von der Humboldt-Universität zu Berlin nennt vier Faktoren, die ihren Beitrag dazu leisten, geflüchtete Jugendliche erfolgreich in die Regelklasse einzugliedern: „Erstens, eine rasche Teilnahme in Regelstunden. Zweitens, durchgehende sprachliche Bildung, und zwar in allen Fächern. Drittens, multiprofessionelle Teams im Unterricht, zum Beispiel aus Fachund DaZ-Lehrkräften. Und viertens eine Kultur, die Vielfalt nicht als Problem sieht, sondern wertschätzt. Einzelne Auswertungen über SchülerInnen, die VKL besucht haben, zeigen: Abitur ist noch die Ausnahme unter den Absolventen. In Hessen haben weniger als 50 SchülerInnen aus Vorbereitungsklassen das Abitur bestanden, dafür haben 5000 Jugendliche einen Hauptschul- und 1800 einen Realschulabschluss erreicht. Da die Hälfte der geflüchteten SchülerInnen aus Elternhäusern mit nur geringer oder gar keiner Bildung kommt, zeigt eine Auswertung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, dass Kinder und Jugendliche aus gebildeten Familien häufiger auf eine Realschule oder ein Gymnasium gehen. Bildungsforscher wie Hans Anand Pant fordern schon lange, Qualitätsstandards für Integration festzulegen. Um sie zu entwickeln, müsste eine Expertenkommission der Kulturministerkonferenz festlegen, mit welchen Tests der Sprachstand erhoben, welcher Wortschatz in den VKL vermittelt wird und wie man den Wechsel in Regelklassen gestaltet. Die verstärkte Zuwanderung von Kindern und Jugendlichen aus anderen Ländern und die zunehmende Heterogenität innerhalb dieser Gruppen erforderte jedoch eine Weiterentwicklung des Modells der Vorbereitungsklassen: Mit der Verwaltungsvorschrift vom 31.05.2017 hat das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg den rechtlichen Rahmen für VKL angepasst. Mit der Bereitstellung eines Orientierungsrahmens bietet das Kultusministerium auch eine curriculare Grundlage für den Unterricht in VKL im Sinne einer Empfehlung und Orientierung. Dieser Orientierungsrahmen enthält Curricula und Umsetzungshilfen für die Fächer Deutsch und Demokratiebildung in VKL. Das Verfahren „2P Potenzial & Perspektive“ ist ein webbasiertes Verfahren zur Erfassung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen sowie bildungsbiografischer Informationen. 2P wird für neu zugewanderte Jugendliche im Alter von 10-20 Jahren in VKL-Klassen entwickelt. 2P ist bundesweit das erste Diagnoseinstrument im schulischen Bereich, das kultursensibel und mit spracharmen Aufgabenstellungen arbeitet und den Entwicklungsprozess des Jugendlichen dauerhaft sichtbar macht. Zielgruppe: Lehrende im Sekundarbereich Präsentationsformat: 30-Minuten Impulsvortrag + 15-Minuten Diskussion

 

Thierry Bidon, Gymnasiallehrer für DaF, Französisch und Geschichte. Ich habe Germanistik, Romanistik sowie Geschichte (bilingual) an der Universität Strasbourg studiert. Ich habe jahrelang Deutsch als Fremdsprache in Frankreich unterrichtet und arbeite seit 2018 als Gymnasiallehrer für Deutsch und DaF in Deutschland. Ich habe auch jahrelang DaF in der Erwachsenenbildung in Deutschland unterrichtet.

 

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