"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
In der Forschung besteht seit längerer Zeit Konsens darüber, dass sprachliches und fachliches Lernen im Unterricht verknüpft werden sollen. Dies gewinnt auch im Kontext der anhaltenden Diskussion um durchgängige Sprachbildung (vgl. Gogolin et al. 2013) zunehmend an bildungspolitischer Relevanz. Dennoch bleibt die professionelle Wahrnehmung der eigenen Rolle in Sprachbildungsprozessen im Fachunterricht bei angehenden Lehrkräften oft unzureichend reflektiert. Die Thematisierung von sprachbildungsrelevanten Inhalten erfolgt in der Lehramtsausbildung in begrenztem Umfang (vgl. Ehmke et al. 2018). Im Vortrag sollen die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Fachdidaktik meets Unterrichtspraxis" („FamUs“) vorgestellt werden, das sich mit der Verknüpfung von fachlichem und sprachlichem Lernen in sprachlich heterogenen Klassen befasst. Das Projekt zielt darauf ab, das Bewusstsein der Lehramtsstudierenden für die Rolle der Sprachbildung im Fachunterricht zu schärfen und ihre professionelle Handlungskompetenz im Umgang mit sprachlichen Herausforderungen zu stärken. Hierfür wurde ein Lehr-Lern-Konzept entwickelt und implementiert. Zudem wurde untersucht, welche Einstellungen und Erfahrungen zur Sprachbildung im Fach Studierende haben. Die anhand der schriftlichen und mündlichen Befragungen gewonnenen Daten wurden quantitativ und qualitativ ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen u.a., dass die Studierenden nach dem Besuch der Lehrveranstaltung eine höhere Sensibilität für die sprachlichen Kompetenzen der Schüler:innen entwickelten. Sie zeigten bspw. eine präzisere Anwendung von Operatoren bei der Bewertung von Schülerantworten und entwickelten gezielte Fördermaßnahmen. Die Ergebnisse des Projekts sollen zur Diskussion gestellt und im Kontext der Professionalisierungsforschung kritisch reflektiert werden. Es soll aufzeigt werden, welche Maßnahmen förderlich sind, um Sprachsensibilität angehender Lehrkräfte aufzubauen und ihre professionelle Handlungskompetenz im Umgang mit Sprache im Fachunterricht zu stärken.
Literatur:
Ehmke, T., Lemmrich, S. (2018) Bedeutung von Lerngelegenheiten für den Erwerb von DaZ-Kompetenz. In: Ehmke, T.,
Hammer, S., Köker, A., Ohm, U., Priewe, B. (Hrsg.) Professionelle Kompetenzen angehender Lehrkräfte im Bereich Deutsch als Zweitsprache. Münster u.a.: Waxmann, 201-219.
Gogolin, I., Lange, I., Michel, U., Reich, H.H. (Hrsg.) (2013) Herausforderung Bildungssprache und wie man sie meistert. Münster: Waxmann.
Zielgruppe: Lehrende im Sekundar- und Hochschulbereich
Nadja Wulff, geb. 1977, Juniorprofessorin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Schulbesuch und Studium in St. Petersburg und Oldenburg; Promotion 2010 in Soziolinginguistik/Orthographie. Seit 2017 Juniorprofessorin für Deutsch als Zweitsprache.
Erzhena Mikheeva, geb. 1991, Akademische Mitarbeiterin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Schulbesuch und Studium in Ulan-Ude und Freiburg. Seit 2021 Akademische Mitarbeiterin am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Freiburg