"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Die unterschiedlichsten Städte, Gemeinden, Institutionen, Betriebe, Vereine usw. bezeichnen sich heutzutage als divers. Es ist davon auszugehen, dass mit dieser Aussage ein positives Eigenbild von Vielfalt, Offenheit und Inklusion vermittelt werden soll. Und so werden „die Begriffe »Vielfalt« und »Diversität« [auch] in der Soziologie oft synonym gebraucht, um die Unterscheidung von (körperlichen und kulturellen, veränderbaren) Persönlichkeitsmerkmalen zu beschreiben” (Salzbrunn 2014, S. 8). Diversität ist demnach keine Hervorhebung von Unterschiedlichkeit, sondern eine Feststellung dieser. Die Frage, ob im Zusammenhang mit DaF-Unterricht von Diversität gesprochen werden sollte, stellt sich demnach nicht, denn Diversität ist eine Eigenschaft von DaF-Unterricht (bzw. Gruppen von Lehrenden und Lernenden), wie sie eine Eigenschaft aller communities ist und sollte daher als Diversitätsorientierung ein grundlegendes Unterrichtsprinzip ausmachen. Es stellt sich aber umso mehr die Frage, wie Diversität zurzeit im DaF-Lehrwerk und somit im Unterricht dargestellt wird, denn das Nutzen eines wirksamen kurstragenden Lehrwerks ist im Fremdsprachenunterricht von zentraler Bedeutung. Lehrkräfte, insbesondere solche mit wenig Lehrerfahrung, orientieren bei der Vorbereitung und Durchführung ihres Unterrichts häufig stark daran. Das Lehrwerk gibt dabei nicht nur Lehrmethoden, Lerntechniken, Sozialformen etc. vor, sondern auch Themen des Unterrichts sowie Perspektiven auf die (?) deutsche Gesellschaft. Im Vortrag wird eine Studie präsentiert, die an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul/Türkei durchgeführt wird. Es soll aufgezeigt werden, wie bestimmte Diversitätsdimensionen im Anfänger*innenunterricht im Lehrwerks Netzwerk Neu (Klett) dargestellt werden, wie Lehrkräfte mit diesen Themen anhand des Lehrwerks umgehen und wie dieses sich auf ihren Unterricht auswirkt. Das Forschungsvorhaben gliedert sich dementsprechend in drei Phasen, durch die eine Triangulation der Studie erreicht werden soll (vgl. Seyfarth (im Druck)): 1. Lehrwerkanalyse anhand eines werkanalytischen Ansatzes, 2. Wirkungsforschung und 3. Rezeptionsforschung zum gewählten Lehrwerk. Im Vortrag werden der Datenerhebungskontext näher beleuchtet sowie die Ergebnisse der Lehrwerkanalyse und erste Teilergebnisse der Wirkungsforschung präsentiert. Der Vortrag richtet sich an Lehrende in der Erwachsenenbildung.
Literatur : Seyfarth, Michael (im Druck): Lehrwerkforschung zwischen Werkanalyse, Rezeption und Unterrichtspraxis: Ein empirisches Plädoyer für eine neue Reflexionskultur. In: Silvia Demmig, Sandra Reitbrecht, Brigitte Sorger und Hannes Schweiger (Hg.): Beiträge zur Methodik und Didaktik Deutsch als Fremd*Zweitsprache. Berlin: ESV (IDT 2022: *mit.sprache.teil.haben, 4), S. 105-120.
Salzbrunn, Monika (2014): Vielfalt/Diversität. Bielefeld: transcript Verlag.
Monika David, geb. 1984, Deutschlehrkraft, Fortbildende in Weiterbildungslehrgängen für DaF/DaZ sowie Alphabetisierung und Dozentin. Schulbesuch und Studium in Meschede und Bielefeld (NRW); Promotion 2019 am Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache der Universität Bielefeld. Seit November 2022 DAAD-Fachkoordinatorin am Fremdsprachenzentrum der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul/Türkei