"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
In diesem Beitrag werfe ich aus der Perspektive einer fachsensiblen Hochschuldidaktik einen Blick zurück auf 20 Jahre Lehrtätigkeit im hochschulischen, translationsorientierten Deutsch als Erst-, Zweit- und Fremdspracheunterricht. Translationsorientiertes Deutschlehren und -lernen findet vornehmlich in der hochschulischen Ausbildung von Übersetzer:innen und Dolmetscher:innen statt und ist translationspraktischen sowie translationswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen häufig vorgelagert. Eingedenk der Verantwortlichkeiten, mit denen Hochschulbildung (nicht nur) in Zeiten großer gesellschaftlicher Transformationen, wie etwa dem Vormarsch Generativer Künstlicher Intelligenz in Wissenschaft und Lehre einhergeht, wirft der Beitrag auch Fragen nach der zukünftigen Gestaltung von analogen und digitalen Deutsch-Lehr-Lern-Settings für angehende Translator:innen auf. Der Fokus liegt dabei auf Fragen der Professionalisierung für den Lehrberuf als Hochschullehrende und auf jenen nach den strukturellen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen für Sprachlehre im tertiären Bildungsbereich, die oft von akademischer Prekarität geprägt ist. Am Beispiel des Deutschlehrens und -lernens an translationswissenschaftlichen Studiengängen erörtert der Beitrag Spezifika translationsorientierten Lehrens und Lernens von Sprachen, das seit einigen Jahren unter dem Akronym TILLT erforscht wird (Translation and Interpreting-oriented Language Learning and Teaching). Um der Frage nach Lehrkompetenzen, Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten für TILLT-Lehrende nachzugehen, stellt der Beitrag ein TILLT-Lehrenden-Modell zur Diskussion, das sich aus (1) Sprachlehrexpertise, (2) Hochschulbildungsverantwortung, (3), TILLT-Enkulturation und (4) Identitätsarbeit zusammensetzt. Den Blick weg von den TILLT-Deutschlehrenden hin zu Deutschlernenden mit Translationsbezug richtet schließlich die Diskussion eines Modells von Future Skills für TILLT, im Sinne einer zeitgemäßen, zukunftsrelevanten Hochschulbildung. Im Rahmen dieses Modells diskutiert der Beitrag Text-, Reflexions-, Kommunikations- und Selbstregulationskompetenz von Studierenden und bettet diese zentralen Kompetenzen in den größeren Kontext fachsensibler Hochschuldidaktik für hochschulisches Deutschlehren und -lernen.
Bereich: Professionalisierung und Rahmenbedingungen des Unterrichtens Zielgruppe: Lehrende im Hochschulbereich
Eva Seidl, geb. 1971, Germanistin und Romanistin. Schulbesuch in Bruck/Mur und Studium in Graz; seit 2003 Lehrbeauftragte für Deutsch an der Universität Graz; am Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik sowie am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft.