"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Im Gesundheitswesen betrifft der Begriff „Empowerment“ überwiegend den Patienten, nämlich die durch Vermittlung von Wissen und gezielter Motivation Förderung seiner Fähigkeit für selbständiges bzw. selbstbestimmtes Handeln. Jedoch scheinen Ärztinnen und Ärzte oft nicht in der Lage zu sein, ihre Patient:innen entsprechend zu empowern. Grund dafür ist meistens ihr berufsbedingter Stress, der auf Dauer unbehandelt sogar zum Burnout Syndrom führen kann. Neben dem souveränen Umgang mit Informationshürden in einem neuen Gesundheitssystem und dem engen Kontakt zu leidenden Menschen, wodurch ihre psychische Belastung explizit steigert, müssen sich eingewanderte Assistenzärzt:innen unmittelbar einem hochinterkulturellen Kontext einleben, der trotz bestandener Fachsprachprüfung bzw. Erlangen des Approbationstitels gewiss zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. Vor allen Dingen müssen sie das Anderssein überhaupt begreifen und die eigene Position in diesem systemischen Zusammenhang selbstbewusst definieren, ohne die eigene Identität verlieren zu lassen.
Empowerment bekommt in letzter Zeit auch in pädagogischen Arbeitsfeldern eine Bedeutung. In diesem Workshop probieren wir Übungen und Methoden aus, wodurch wir DaF Lehrende im Sprachunterricht mit internationalen Assistenzärzt:innen
- einen gemeinsamen Kraftort gestalten,
- effektive Lerngewohnheiten kultivieren,
- gewaltfreie Kommunikationsmethoden üben,
- ihre interkulturelle Bereitschaft stärken können,
damit es ihnen gelingt, in ihrem überfordernden Klinikalltag fit zu bleiben und resilient weiter arbeiten zu können.
Um nachhaltig erfolgreich zu sein, zielen Empowerment-Übungen zunächst auf eine achtsame Persönlichkeitsselbsterfahrung ab. Dabei nutzen wir Lehrende die Chance, mal aus dem Alltagsstress auszusteigen und uns über die eigenen psychosozialen Ressourcen und die „Widerstandskraft“ zu reflektieren.
Konstruktiver Austausch mit Kolleg:innen, die in Berufssprachkursen neben internationalen Assistenzärzt:innen auch andere Zielgruppen unterrichten, ist ausdrücklich erwünscht.
Penelope Kolovou hat in Griechenland und Österreich Klassische und Neugriechische Philologie studiert. Ihre Promotion befasst sich mit Stimmenkonstellationen aus der antiken Mythologie in der Literatur der Gegenwart. Sie ist auf die Didaktik der griechischen und deutschen Sprache spezialisiert und zertifizierte Dozentin für medizinische Fachkräfte (Schwerpunkt Phonetik und gewaltfreie Kommunikation). Sie hat sich in Sonderpädagogik und Angewandten Gesundheitswissenschaften, Interkulturelle Pflege sowie in Health- und Sprachcoaching weitergebildet. Aktuell entwickelt sie ein Konzept zur Resilienzförderung bei internationalen Assistenzärzt:innen. Im Wintersemester 2022-23 unterrichtet sie Deutsch als Fremd- und Fachsprache sowie Phonetik an der Uni Bielefeld und der TH Detmold.