"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Ist von der Variation des Deutschen die Rede, ist in der Regel nicht nur standardkonformer, sondern auch nicht-standardkonformer Deutschgebrauch gemeint. Vor dem Hintergrund gesprochener Sprache stellt sich generell die Frage, inwiefern es sinnvoll ist, Variationsausschnitte ‚einzukasteln‘, um irgendwelchen Bemühungen zur Differenzierung zwischen Standard und Nonstandard zu entsprechen. Was an dem einen Ort für eine Person, einen Personenkreis oder eine Institution Standard/Nonstandard ist, ist es an einem anderen Ort für eine Person, einen Personenkreis oder eine Institution nicht. Außerdem ist nicht festzustellen, dass es bestimmte Situationen gibt, in denen Sprecher:innen immer (alle) Standardsprachlichkeits-Bfedingungen erfüllen oder sich ausschließlich (basis-)dialektal oder nicht-standardkonform äußern. Im Zusammenhang mit der (beruflichen) (Aus-)Bildung von Deutschlernenden wird dies in außerunterrichtlichen Kontexten – wie z. B. der innerbetrieblichen Ausbildung – wohl am deutlichsten.
In diesem Vortrag wird der Frage nachgegangen, mit welchem Deutsch es berufstätige Deutschlernende zu tun bekommen. Dabei stehen die Institution Betrieb und der Sprachgebrauch von im (mittel-)bairischen Kommunikationsraum sozialisierten Sprecher:innen gegenüber deutschlernenden Arbeitskolleg:innen im Mittelpunkt. Die relevanten Gesprächsdaten stammen aus Oberösterreich, Wien sowie Bayern und werden vor dem Hintergrund eines (areal-, variations- und v. a sozio-)linguistischen Erwartungshorizonts diskutiert. Dabei wird exemplarisch auf normalprogressive und problemprogressive Interaktionsverlaufssegmente eingegangen und darauf hingewiesen, dass vielleicht vieles, aber sicher nicht alles so ist, wie man womöglich glauben möchte. Ziel ist es, auf empirische Befunde aufmerksam zu machen, die es im Konnex von Deutschvermittlung, -aneignung und (beruflicher) (Aus-)Bildung (z. B. im (mittel-)bairischen Kommunikationsraum) zu berücksichtigen gilt.
Kevin Rudolf Perner, geb. 1980, Soziolinguist, Studium in Wien. Seit 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sprache, Literatur und Medien der Europa-Universität Flensburg und Lektor am Institut für Germanistik der Universität Wien. (Stand 11/2022)