"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Während im Bereich Deutsch als Fremdsprache im Feld Berufsbezogenes Deutsch lange linguistische Aspekte der besonderen Ausprägung der jeweiligen sprachlichen Varietät im Fokus standen, haben EU-Projekte zur berufsbezogenen Zweitsprachaneignung früh auf das Konzept von Sprache als sozialer Praxis gesetzt. Nachdem in den amtlich deutschsprachigen Ländern verstärkt Deutschkurse mit Berufsbezug und abschließender Prüfung eingeführt werden, geht dieses Konzept immer mehr verloren. Eine Folge davon sind Engführungen des Sprachlehrens und -lernens in solchen institutionellen Angeboten, die sich v.a. auf überprüfbare objektive Sprachbedarfe beziehen und die sprachlichen Kompetenzen einzig im Lernenden Individuum verorten. Die immer machtvoll aufgeladenen Kontexte der Sprachverwendung und -aneignung im Beruf und am Arbeitsplatz werden dabei ebenso wenig beachtet wie die dynamischen und widersprüchlichen Subjektivitäten der Menschen, die nicht selten ausschließlich als Zweitsprachlernende adressiert werden, nicht aber in ihrer historisch-biographischen Genese sowie ihrer situativ bedingten Widersprüchlichkeit. Welche ganz individuellen Ziele sie mit der Aneignung der Zweitsprache Deutsch verbinden und wie sie dabei im Sinne von Empowerment unterstützt werden können, wird nicht einbezogen. Dass dies aber zu Motivationsein- und Kursabbrüchen führen kann, spielt bislang keine Rolle im Fachdiskurs. Das im IQ-Kontext (Integration durch Qualifizierung) entstandene Sprachcoaching für den Beruf stellt hingegen die Lernenden und ihre Bedürfnisse ins Zentrum, ohne aber die umgebenden Kontexte und auch die sprachlichen Anforderungen im Beruf zu vernachlässigen. Nachdem das Konzept samt seiner theoretischen Grundlagen dargestellt wird, soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit das Sprachcoaching für den Beruf eine Ergänzung zu berufsbezogenen Sprachkursen darstellen kann, um der Engführung des Sprachenlernens in institutionellen Settings zu begegnen.
Prof. Dr. Andrea Daase, langjährige Erfahrungen in Kursen zu berufsbezogenem Deutsch, Konzept- und Koordinierungsarbeit, Promotion zu Zweitsprachsozialisation in den Beruf, Universität Bielefeld, seit Oktober 2020 Professur für Deutsch als Zweitsprache/Deutsch als Fremdsprache an der Universität Bremen, Mitentwicklerin des Konzeptes Sprachcoaching für den Beruf sowie der modularen Weiterbildung zum Sprachcoach
Dr. Eliška Dunowski, Erfahrung als DaF-/DaZ-Lehrkraft (Österreich Institut, Goethe-Institut, Sprachenzentrum der Masaryk-Universität und der Universität Bremen), Promotion zum Thema der Motivation zum Deutschlernen im berufsbezogenen und akademischen Kontext, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin an der Universität Bremen, Projektleitung und Lehrkraft im IQ-Teilprojekt im IQ-Netzwerk Bremen, Sprachcoach.