"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Für die Bildungsteilhabe Geflüchteter haben gerade auch die beruflichen Schulen eine hohe Bedeutung und das Erlangen von Bildungszertifikaten entscheidet zentral über zukünftige Lebenschancen in Deutschland. Häufig werden geflüchtete und andere neu zugewanderte Schüler*innen an beruflichen Schulen zunächst in segregierten Klassen (z.B. Vorbereitungs-, Willkommens- oder Internationalen Förderklassen) unterrichtet mit dem Ziel, Deutsch zu lernen und das Deutschlernen mit einer Berufsorientierung zu verbinden. Studien zum Deutschlernen in diesem spezifischen Kontext liegen bislang nur vereinzelt bzw. für allgemeinbildende Schulen vor. Daher wird im Vortrag der Blick auf die Rolle der Sprachbildung in berufsbildenden Unterrichtskontexten bzw. auf den Sprachlernort Berufskolleg gelenkt. Im Rahmen des an der Universität Paderborn beheimateten Projekts Vielfalt stärken – Sprachbildung an Berufskollegs führen die Vortragenden im ersten Halbjahr des Schuljahres 2022/23 zu zwei Zeitpunkten, im November 2022 und Januar 2023, schriftliche Befragungen unter geflüchteten Lernenden durch, die aktuell die Internationale Förderklasse besuchen und zusätzlich von am Projekt teilnehmenden Studierenden – also künftigen Lehrkräften – zusätzlichen DaZ-Unterricht erhalten. Mittels dieser Fragebogendaten und im Anschluss geplanter Interviews soll untersucht werden, wie geflüchtete Lernende ihr Deutschlernen allgemein, in der Internationalen Förderklasse und im studentischen DaZ-Unterricht wahrnehmen. Ziel der longitudinalen qualitativen Studie ist, Einblicke in die subjektiven Sichtweisen neuzugewanderter Berufskollegschüler*innen auf ihr Deutschlernen in der Internationalen Förderklasse des Berufskollegs sowie im studentischen DaZ-Unterricht zu erhalten. Durch Einblicke in die Forschungsarbeit und die Präsentation erster Ergebnisse wird der Vortrag somit das Potenzial der Kooperation beruflicher Schulen und Universität für das Deutschlernen Geflüchteter beleuchten.
Dr. Mareike Müller, geb. 1983, Germanistin mit Schwerpunkt Fremd-/Zweitsprachenlernen und - lehren. Schulbesuch in Thüringen, Studium in Jena und Waterloo (Kanada); Promotion 2011 im Bereich Germanic Studies und Applied Linguistics/Second Language Acquisition an der University of Waterloo. Seit April 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc) im Arbeitsbereich DaZ/DaF und Mehrsprachigkeit an der Universität Paderborn.
Prof. Dr. Constanze Niederhaus, geb. 1976, Germanistin mit dem Schwerpunkt Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und Mehrsprachigkeit. Schulbesuch in NRW, Studium in Bremen, Berlin und Birmingham (UK); Promotion 2011 im Fach Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Akademische Rätin auf Zeit an der Universität Duisburg-Essen am Institut DaZ/DaF von 2011 bis 2015, nach der Vertretung der Professur Mehrsprachigkeit in der Schule in der School of Education der Bergischen Universität Wuppertal, seit 2015 Professorin für Deutsch als Zweitsprache und Mehrsprachigkeit an der Universität Paderborn.
Dr. Matthias Prikoszovits, geb. 1983, Germanist sowie Zweit-/Fremdsprachendidaktiker und -forscher (DaZ/DaF). Schulbesuch in Oberösterreich; Studium in Wien und Barcelona; Promotion 2019 am Fachbereich DaF/DaZ der Germanistik der Universität Wien. Seit Juli 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) im Arbeitsbereich DaZ/DaF und Mehrsprachigkeit an der Universität Paderborn.
Nadja Stenzel, geb.1993, Studium des Lehramts HRSGe (B.Ed./M.Ed.) mit den Fächern Deutsch, Textilgestaltung und dem Schwerpunkt Deutsch als Zweit- und Fremdsprache an der Universität Paderborn und Fachstudium (M.A.) im Bereich Deutsch als Fremdsprache und germanistische Linguistik an der Universität Bielefeld. Seit Dezember 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich DaZ/DaF und Mehrsprachigkeit an der Universität Paderborn.