"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Die Mehrheit der Zugewanderten sind bei der Einreise in Deutschland Erwachsene in arbeitsfähigem Alter. Ihr dringendstes Anliegen ist, Arbeit zu finden. Nicht alle können Deutsch und haben ausreichende Grundbildung. Auch wenn sie einen Sprachkurs besuchen, endet die sprachliche Unterstützung, wenn sie eine Arbeit finden. Diejenigen mit niedriger Schulbildung finden niedrig qualifizierte, schlecht bezahlte Jobs, die wenig Kommunikation verlangen. Aufgrund ihres Mangels an Lernerfahrungen und Techniken lernen sie nicht weiter Deutsch. Da ihre Netzwerke oft auf Mitglieder der eigenen Community beschränkt sind, haben sie weder beruflich noch privat die Chance, ihr Deutsch zu verbessern. So bleiben sie gefangen in der Falle „niedrige-Sprache, niedrig-Lohn, niedrig-Sektor„ Jobs. Obwohl sie mit Ihren Steuern zum Bildungssystem beitragen, profitieren sie wenig davon. Ein Verlust für Individuen und Wirtschaft.
Studien haben gezeigt, dass Lernen bei der Arbeit eine letzte Chance für Beschäftigte mit niedriger Grundbildung bietet, auch DaZ lernen. Auch wenn nur punktuell, gibt es in Deutschland zahlreiche Erfahrungen von DaZ-Lernangeboten in Betrieben: Kurse, Coaching oder Mentoring. Deutsch wird im Kontext gelernt, in dem es benutzt wird. Das Gelernte hat unmittelbare Relevanz für die Lernenden. Seine Sinnhaftigkeit wird erkannt. Die Realitätsnähe unterstützt die Motivation.
In unserem Beitrag werden wir eine kritisch-reflektive Sicht auf das Thema annehmen, Erfahrungen reflektieren, welche Kooperationen und Rahmenbedingungen seitens der Bildung, der Betriebe und der Förderprogramme notwendig sind, damit DaZ- Lernen bei der Arbeit gelingt und zu Partizipation am sozialen und wirtschaftlichen Leben beiträgt.
Matilde Grünhage-Monetti, geb. 1944, Koordinatorin des Netzwerkes Language for Work, einer Initiative des European Centre for Modern Language, Europarat; ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Studium der Anglistik in Bologna und Angewandten Linguistik in Reading. Seit 2013 freiberufliche Trainerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in internationalen Projekten.
Silvia Miglio, geb. 1961, DaZ-Lehrerin, Sprachcoach und Fortbildnerin. Studium der Germanistik und Linguistik in Pavia (Italien). Seit 2015 DaZ-Lehrkräftequalifizierende und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei FRESKO e.V. Wiesbaden.
P. Bunselmeyer ist gelernter Elektriker und Betriebsratsvorsitzender bei der Firma Wiltmann und ehrenamtlicher Richter am Finanzgericht Münster. Er ist politisch und gewerkschaftlich engagiert. Seine Schwerpunkte sind Energie, Klima und Umwelt. Er hat den ersten Deutschkurs für migrantische Beschäftigte bei der Firma Wiltmann (Wurstverarbeitung), die in der Produktion arbeiten, maßgeblich initiiert.