"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Zielgruppe: Lehrende insb. im Hochschulbereich und Erwachsenenbildung
Der Vortrag möchte insb. die Fragen „Wie kann ein reflexiv-kritischer Zugang zu den Begriffen Identität*en und Zugehörigkeit*en im Fach DaF*DaZ und in seinen Handlungsfeldern aussehen?“ sowie „Wie kann unterschiedlichen Identität*en und Zugehörigkeit*en in der Gestaltung von Lehr-/Lernsituationen Rechnung getragen werden?“ fokussieren. Wenn man im Kontext des Sprachenunterrichts die Frage nach der ,Identität' stellt, kommen vielerorts normative mentale Modelle der Identitätsbildung zum Vorschein (insb. auch beim Thema Ernährung). Diese Modelle weisen allerdings Gemeinsamkeiten mit deterministischen nationalen Identitätskonzepten auf, die jedoch in der Fremdsprachendidaktik nicht gewollt sind. Hier kommt der interaktive Charakter des Internets ins Spiel. Es setzt ein noch nie da gewesenes Potential hinsichtlich individueller Darstellungs-, Präsentations- und Kommunikationsmöglichkeiten frei und bietet somit vielzählige Möglichkeiten der Identitätskonstruktion. Medien und Online-Diskurse schaffen somit geeignete Bedingungen für authentisches sprachliches Handeln im Unterricht.
Der Vortrag verfolgt das Ziel, die Thematik der Identitätskonstruktion und Zugehörigkeiten in digitalen Welten und im Unterricht im Hinblick auf ihr Potenzial und die Bedeutung fürs Sprachenlernen zu beleuchten. Dafür werden beispielhaft die im alimentären Diskurs von Online-Akteuren angewendeten Strategien zur Identitätskonstruktion und Markierung von Gruppenzugehörigkeiten mit den veränderten Anforderungen an die Fremdsprachendidaktik und -linguistik in Zeiten der Globalisierung in Zusammenhang gebracht. Qualitative, interaktional ausgerichtete Analysen und Beschreibungen der Formen und Funktionen sprachlicher Variabilität in spezifischen kommunikativen Kontexten und aus der Perspektive der handelnden Individuen und Gruppen tragen zum tieferen Verständnis des Einsatzes von Sprache (in der computervermittelten Kommunikation) bei. Da Positionierungsprozesse in der Web2.0-Online-Interaktion im Kontext der interpersonellen Konstruktion von Identität zu den zentralen Diskurspraktiken zählen, sollten sie im Fremdsprachenunterricht des 21. Jahrhunderts eine stärkere Beachtung finden.
Suzana Vezjak, geb. 1982, Universitätsdozentin und Sprachwissenschaftlerin, Schulbesuch und Studium in Maribor (SLO) und Leipzig (D); Promotion 2021 im Fachbereich Linguistik des Deutschen als Fremdsprache an der Universität Leipzig. Von 2011 bis 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für DaF und DaZ des Herder-Instituts an der Universität Leipzig. Seit September 2019 DAAD-Lektorin an der Wirtschaftsuniversität Bratislava, Slowakei.