"Ziel jedes sprachenpolitischen Engagements ist die Förderung der Mehrsprachigkeit. Dies schließt die Durchsetzung einer Sprache auf Kosten anderer Sprachen aus."
- Strobler Thesen
Mit der Wahrnehmung von Mehrsprachigkeit als Regelfall in amtlich deutschsprachigen Bildungssystemen geht die Anforderung an (zukünftige) Lehrpersonen einher, aufmerksam und professionell in sprachlich heterogenen Klassen zu agieren. Dabei stellt sich die Frage, welche Formen von Mehrsprachigkeit (angehende) Lehrpersonen erkennen und verstehen und wie sich diese in der Vorstellung von mehrsprachigkeitsangemessenem Unterrichten, eigenem wie fremdem, widerspiegeln.
In unserem Projekt MehrR (Mehrsprachigkeitsbezogenes Reflektieren in der Migrationsgesellschaft) rücken wir hierfür eine individualisierte Perspektive in den Mittelpunkt: Das Projekt zielt darauf, angehende Lehrpersonen durch die Reflexion der eigenen Sprachbiografie für mehrsprachigkeitsbezogene (bildungs)biografische Erfahrungen zu sensibilisieren. Die Studierenden setzen sich schriftlich mit der eigenen (Ein-, Zwei-, Mehr-)Sprachigkeit, den eigenen Vorstellungen von Mehrsprachigkeit im Individuum, in der Gesellschaft und im Bildungsbereich auseinander. So werden insbesondere Reflexionsprozesse über die eigene Bildungsbiografie möglich. Die damit einhergehenden Neu-Konzeptionen von Erfahrungen und Wissen tragen zur Entwicklung einer “mehrsprachigkeitsbezogenen Reflexionskompetenz” bei, die wir als zentrales Element einer pädagogischen Professionalität in der Migrationsgesellschaft verstehen.
In unserem Workshop stellen wir Rahmen und methodisches Vorgehen des Projektes MehR vor. Anhand ausgewählter Auszüge aus studentischen Biografien diskutieren wir folgende Fragen:
Welche Vorstellungen von Mehrsprachigkeit lassen sich in den Biografien erkennen und welche Konstruktionen von Identitäten und Zugehörigkeiten gehen damit einher?
Inwiefern zeigen die Texte Unsicherheiten oder das Bedürfnis nach Orientierung in Bezug auf (die eigene) Mehrsprachigkeit?
Inwiefern zeigen sich mögliche Vorstellungen einer pädagogischen Professionalisierung in der mehrsprachigen Migrationsgesellschaft?
Tatjana Atanasoska, geb. 1978, Germanistin mit Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Deutsch- und Mathematiklehrerin in der Sek. II. Schulbesuch in Wien, Studium in Wien (Ö), Jena (D), Umeå (SWE). Seit 2017 wssenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungsforschung der Bergischen Universität Wuppertal, Arbeitsbereich „Mehrsprachigkeit in der Schule“.
atanasoska@uni-wuppertal.de
Aslı Can Ayten, geb. 1979, Lehrerin für den Herkunftssprachlichen Unterricht für Türkisch, Kommunikationswissenschaftlerin und Turkistin. Schulbesuch und Studium in Siegen und Essen; Promotionsstudium seit 2019 und seit 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungsforschung der Bergischen Universität Wuppertal, Arbeitsbereich „Mehrsprachigkeit in der Schule“.
ayten@uni-wuppertal.de
Sara Hägi-Mead, geb. 1974, Germanistin und Slawistin, Schulbesuch in der Deutschschweiz, Studium in Köln und St. Petersburg; Promotion 2005 in Germanistischer Linguistik an der Universität Duisburg-Essen. Seit 2017 Professorin am Institut für Bildungsforschung an der Universität Wuppertal, Arbeitsbereich „Mehrsprachigkeit in der Schule“.
sara.haegi-mead@uni-wuppertal.de
Corinna Peschel, geb. 1969, Sprachdidaktikerin und Linguistin. Schulbesuch und Studium in Dortmund. Promotion 2001 im Fach Deutsch des Fachbereichs Sprach- und Kulturwissenschaften der Universität Dortmund. Habilitation 2016 im Fach Germanistik an der Bergischen Universität Wuppertal. Seit 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungsforschung der Bergischen Universität Wuppertal, Arbeitsbereich „Mehrsprachigkeit in der Schule“.
peschel@uni-wuppertal.de
Doris Pokitsch, geb. 1983, Studium (Afrikanistik und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache) in Wien; Promotion 2021 am Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache der Universität Wien. Seit September 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin an ebendiesem sowie im Wintersemester 2021/22 am Institut für Bildungsforschung an der Bergischen Universität Wuppertal, Arbeitsbereich „Mehrsprachigkeit in der Schule“.
pokitsch@uni-wuppertal.de